Stiftung Museum Schloss Moyland, Sammlung van der Grinten, Joseph-Beuys-Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen
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Märchen und andere wundersame Geschichten - KUNST. BEWEGT. 08
27.09.2015 - 31.01.2016
Ausstellung
Beschreibung
Wundersame Ereignisse, fantastische Figuren, Fabeltiere, zauberhafte Wesen und magische Objekte zeichnen Märchen aus. Seit Jahrhunderten werden märchenhafte Erzählungen an die nachfolgenden Generationen überliefert. Gute Helden und ihre bösen Gegenspieler bleiben dabei nicht nur im Bereich der realen Lebenswelt, sondern überschreiten auch die Grenzen zum Traumhaften, Bizarren und Übersinnlichen.Bis heute sind Märchen Ausgangspunkt für bildkünstlerische, literarische oder musikalische Werke: eines der bedeutendsten Beispiele ist das Map-penwerk von David Hockney zu den Märchen der Brüder Grimm.
Grimms Märchen und David Hockney
Eine der wohl bekanntesten Märchensammlungen ist die der Brüder Grimm. Entsprechend vielfältig ist auch ihre Rezeption. Einige dieser Texte hat Fritz Lang (1877–1961), der auch ein gefragter Kinderbuchillustrator war, in farbi-gen Holzschnitten festgehalten.
Der englische Künstler David Hockney (geb. 1937) illustrierte schon als jun-ger Künstler Märchen und Gedichte. Den Höhepunkt seiner Auseinanderset-zung mit literarischen Texten bilden die Six Fairy Tales from the Brothers Grimm. Es handelt sich dabei um eine Folge von Radierungen, die er 1970 in limitierter Auflage als Mappenwerk mit 39 Einzelblättern herausgab. Hockney verbindet in den Illustrationen eigene Bildvorstellungen und Motive aus sei-ner direkten Umgebung mit Vorbildern aus verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte. Der Zyklus gehört zu seinen bekanntesten druckgrafischen Werken und wird im Museum Schloss Moyland vollständig gezeigt.
Märchen als Inspirationsquelle für Künstler
Die Präsentation KUNST. BEWEGT. 08 zeigt so mit vielen Beispielen aus der eigenen Sammlung, wie sich traditionelle Märchenstoffe in zahlreichen künstlerischen Arbeiten niederschlagen. Der Jugendstil knüpfte beispielswei-se mit seiner Begeisterung für Märchen an die Romantik an. Märchen wer-den in dieser Zeit als ein Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Wirklichkeit mit ihrer fortschreitenden Industrialisierung angesehen. Zeitgleich nimmt sich die Psychoanalyse der Thematik von Träumen und Märchen an.
„Der eigentliche Bereich des inneren Daseins ist das Märchen […]. Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen Welt, die überall und nirgends ist.“
Novalis, 1798
Individuelle Bearbeitungen der Märchenstoffe zeigen etwa die Radierungen von Heinrich Vogeler (1872–1942), für die seine junge Braut Martha Modell stand, oder die Blätter aus der Mappe Sonnenmärchen von Fritz Hass (1864–1930), die sich der Sonnen- und Lichtmetaphorik widmen. Die Nacht-seite der Märchen und das Eindringen des Unheimlichen und Fantastischen in die geordnete bürgerliche Welt thematisiert Alfred Kubin (1877–1959) in seiner Mappe Rauhnacht.
Joseph Beuys
In den frühen Zeichnungen von Joseph Beuys (1921–1986) versinnbildlichen Zauberinnen, Nornen und Nymphen den Bezug zu alten Mythen und Mär-chen. Diese Frauendarstellungen sind für Beuys Ausdruck aktiver Energie sowie schöpferischer und intuitiver Kräfte.
Spuk im Schloss
Sogar der Ausstellungsort, das Schloss Moyland selbst, ist Ort einer Mär-chenhandlung: Die unheimlich-geheimnisvolle Stimmung in der ehemaligen Ruine fängt Gottfried Wiegand (1926–2005) in seinen Federzeichnungen zu Ingrid Bachérs (geb. 1930) Kunstmärchen Gespenster sieht man nicht ein.
Die vielfältigen, so ganz unterschiedlichen Interpretationen von Märchen ma-chen deutlich, dass diese Stoffe bis heute nicht nur als Geschichten für Kin-der lebendig geblieben sind.