Zentrum für verfolgte Künste
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Marian Ruzamski – Kunst der Erinnerung
08.05.2025 - 14.09.2025
Ausstellung
Beschreibung
Marian Ruzamski wurden von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts beinahe aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Hundert Jahre nach seiner letzten großen Einzelausstellung tritt Ruzamski nun wieder an die Öffentlichkeit – und erstmals vor ein Publikum, das sein Werk in seiner ganzen Bedeutung würdigen kann.Die dramatischen Umbrüche des vergangenen Jahrhunderts prägten das Leben von Marian Ruzamski: Geboren 1889 in Lipnik bei Bielsko-Biala, stammte er aus einer kulturell vielfältigen Familie. Seine Mutter war eine französische Jüdin, sein Vater ein polnischer Notar. Der junge, hochbegabte Künstler musste 1914 als damaliger Bürger Österreich Ungarns sein Stipendium in Paris abbrechen und Frankreich verlassen, da er mit Kriegsbeginn zum „feindlichen Ausländer“ wurde. Im Ersten Weltkrieg verschleppten ihn russische Truppen nach Charkiw. Aus den Wirren der Revolution kehrte er schwer traumatisiert in den jetzt freien jungen polnischen Staat zurück.
Während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Welt krieg wurde Ruzamski 1943 als Jude und Homosexueller denunziert, von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und später nach Bergen-Belsen verschleppt, wo er vor 80 Jahren am 8. März 1945 kurz vor Kriegsende starb. Doch obwohl Ruzamskis Leben von Krieg, Verfolgung und Gewalt überschattet war, erzählen seine Werke eine andere Geschichte. Seine Bilder sind geprägt von einer tiefen Humanität, von Szenen des Alltags und einer fast schwebenden Leichtigkeit – als würde ein anderes, friedliches Jahrhundert an uns vorüberziehen. Es sind poetische, eindringliche Bilder, die an sommerliche Landschaften erinnern, nicht an Terror und Zerstörung.
Wie durch ein Wunder ist ein umfangreiches Werk erhalten geblieben. Über 130 Kunstwerke aus allen Schaffensphasen Ruzamskis werden nun erstmals in einer großen Gesamtschau gezeigt: von den frühesten Zeichnungen aus seinem Kunststudium an der Akademie der Künste in Krakau bei Jacek Malczewski, über Arbeiten aus der Gefangenschaft während des Ersten Weltkriegs, Werke aus der Zwischenkriegszeit bis hin zu den erschütternden Porträts, die Ruzamski im Lager-Krankenbau des Konzentrationslagers Auschwitz schuf – die von ihm so betitelte „Auschwitz-Mappe“. Diese 47 Porträts, entstanden unter unmenschlichsten Bedingungen, stehen als Mahnmal der Kunst gegen die Barbarei und bilden den tragischen Höhepunkt seines Werks – ein polnisches Guernica, ein Denkmal gegen das Vergessen.
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Tarnowski-Schlossmuseum in Tarnobrzeg und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sie wird unterstützt von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf und der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen sowie weiteren Förderern. Nach der Erstpräsentation im Museum Zentrum für verfolgte Künste wird die Ausstellung in Tarnobrzeg, der letzten Heimat Ruzamskis, gezeigt und im Frühjahr 2026 im Palast der Schönen Künste in Krakau, wo Ruzamski 100 Jahre zuvor seine letzte Ein zelausstellung hatte.