Von der Heydt-Kunsthalle
Geschwister Scholl Platz 4-6
42275 Wuppertal-Barmen
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Beschreibung
Die Von der Heydt-Kunsthalle befindet sich im Wuppertaler Stadtteil Barmen in einem Bau der Neorenaissance, der als Ruhmeshalle errichtet wurde und heute unter dem Namen Haus der Jugend bekannt ist. Der historistische Gebäudekomplex beherbergt neben den Ausstellungsräumen auch die Barmer Stadtteilbibliothek sowie Räumlichkeiten für Jugendliche, einen Theatersaal und einen Musikclub.Der Barmer Kunstverein wurde 1866 gegründet. Seine Ausstellungen fanden zunächst in den Räumen der Gesellschaft Concordia statt. Aufgrund des Umzugs der Concordia und dem Verlust der Ausstellungsräume kam die Idee einer eigenen Kunsthalle auf. 1886 gründete man dafür einen Kunsthallenfonds zur Finanzierung der neuen Kunsthalle. Schließlich beschloss die Barmer Stadtverwaltung im Dreikaiserjahr (1888) den Bau einer Ruhmeshalle zu Ehren Kaiser
Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs III. und stellte das Grundstück am ehemaligen Carlsplatz, dem heutigen Geschwister-Scholl-Platz, zur Verfügung.
Aus einem Architekten-Wettbewerb im Jahre 1895 ging der Leiter der damaligen Kunstgewerbeschule, Erdmann Hartig, als Sieger hervor. Nach dreijähriger Bauzeit fand im Jahre 1900 die feierliche Einweihung der Kaiser-Wilhelm-und-Friedrich-Ruhmeshalle in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. statt. Der neue Bau präsentierte sich der Stadt Barmen mit einem Säulen-Portikus als Eingangsfront, hinter der sich eine Halle mit weiteren Säulen und einer prachtvollen Kuppel öffnete. Im Eingangsbereich wurden die Statuen der Kaiser aufgestellt. Weiter befanden sich im Innenraum eine eigene Stadtbibliothek und im Obergeschoss die Kunsthalle des Kunstvereins.
Eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und Bedeutung der Kunsthalle spielte der Kurator Richart Reiche (1873-1943). Dem jungen und ambitionierten Kunsthistoriker und gebürtigen Barmer ist es zu verdanken, dass die Barmer Kunsthalle zu einem Zentrum expressionistischer Kunst wurde. Im Jahre 1910 wurde die heftig umstrittene moderne Kunst durch die Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München (NKVM) dem Barmer Publikum vorgestellt. In den folgenden Jahren wurden weitere expressionistische Werke, darunter Bilder von Alexej Jawlensky, Emil Nolde, Wassily Kandinsky und Kurt Schwitters, präsentiert. Die als Angriff auf das Auge empfundenen „Farbexplosionen“ brachten das bürgerliche Kunstpublikum gegen Reiche und seine Kunsthalle auf. Die Ausstellungen waren heftigen Protesten ausgesetzt. Einen prominenten Verteidiger fand Reiche in dem Bankier August von der Heydt.
Während des Nationalsozialismus‘ wurden viele Werke des Barmer Kunstvereins als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Einige konnten jedoch in privaten Wohnungen oder bei den jeweiligen Stiftern versteckt werden. Bei einem Brand durch einen Bombenangriff im Jahre 1943 wurden weitere Werke sowie das Gebäude der Ruhmeshalle mit der Kuppel zerstört. Restbestände der Sammlung gingen nach dem Krieg an den Kunst- und Museumsverein Wuppertal, der 1947 aus dem Zusammenschluss von Barmer Kunstverein und Elberfelder Museumsverein hervorging.
Im März 1954 beschloss der Rat den Wiederaufbau der Kunsthalle mit der Überlegung eine Stadtbibliothek und ein Jugendzentrum in das Gebäude zu integrieren. Fortan wurde dies als „Haus der Jugend“ bezeichnet, welches 1958 mit veränderter Gebäudestruktur wieder eröffnet wurde. So wurden
die Kuppel und die Säulenhalle im Eingang nicht wiederhergestellt. 1985 wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt. In jüngster Zeit waren erneut Umbaumaßnahmen erforderlich: Lüftungsanlage und Brandschutz wurden auf den neuesten Stand gebracht, eine energetische Sanierung umgesetzt, ein Anbau, in
der sich die Stadtbibliothek befand, wurde entfernt und alle Räume der Kunsthalle erhielten neue Lichtdecken.
Heute ist die Von der Heydt-Kunsthalle der aktuellen Kunst vorbehalten. In den zurückliegenden Jahren sorgten die dort gezeigten Ausstellungen zur Street Art für Aufsehen. Werkschauen von Künstlern wie Cornelius Völker, Christian Hellmich, Tatjana Valsang, Sven Drühl, Sabine Moritz, Heike Kati
Barath und anderen haben dafür gesorgt, dass die Kunsthalle in Barmen wieder ein Ort junger Kunst von überregionaler Bedeutung geworden ist.
Letzte Aktualisierung: 31.01.2023