MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
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Künstlergespräch: Was macht den Holz- und Linolschnitt heute so relevant?
16.05.2019, 19:30
Sonderveranstaltung
Beschreibung
Die Künstlerinnen Christiane Baumgartner und Gabriela Jolowicz im Gespräch mit Dr. Christian Rümelin, Kurator und Konservator Cabinet d’arts graphiques, Musées d’art et d’histoire, Genf und Präsident der Schweizerischen Graphischen Gesellschaft (SGG), und den Kuratorinnen Dr. Ina Ewers-Schultz und Dr. Birgit Kulmer.Die aktuelle Sonderausstellung des Museum August Macke Haus
widmet sich mit dem Holzschnitt einer sehr alten, von den
Expressionisten wiederentdeckten Technik, die in der zeitgenössischen Kunst eine neue Relevanz erfährt.
War das neue Ziel der Expressionisten Ausdruck, so kam der Holz- und Linolschnitt diesem Bestreben in besonderem Maße entgegen. Anders als bei der Radierung und der Lithographie, die von der unmittelbaren und spontanen Linienführung der Zeichnung leben, zwingt der Holzschnitt zur Auseinandersetzung mit der Widerständigkeit des Materials und zeugt in sichtbaren Spuren von diesem Konflikt. So prägte der Holzschnitt von Anfang an das Gesicht der neuen Künstlergeneration, sowohl in seiner Verwendung für maßgebliche eigene Publikationen etwa Der Brücke und des Blauen Reiters, als auch durch die vielen Originalholzschnitte der ersten wichtigen expressionistischen Zeitschriften Der Sturm und Die Aktion.
Die KünstlerInnen Christiane Baumgartner und Gabriela Jolowicz stellen sich in ihren großformatigen Holzschnitten den spezifischen Herausforderungen ihrer eigenen Zeit und lassen die neuen digitalen Voraussetzungen mit der damit einhergehenden Omnipräsenz ungefilterter Bilder und Informationen in ihre Arbeit einfließen. Indem sie sich für ein geradezu anachronistisches Medium der Langsamkeit entscheiden, setzen sie der Schnelllebigkeit unserer Zeit und ihrer Bilderflut ihre künstlerisch, ebenso wie handwerklich beeindruckende Arbeit entgegen.
Die symbolische Aufladung des Alltäglichen – ob in den Interieurs oder Badeszenen der Expressionisten mit ihrer Apotheose des nackten weiblichen Körpers als Chiffre für Natürlichkeit und Lässigkeit –, erfährt in den Arbeiten von Gabriela Jolowicz eine ins Absurde gesteigerte artifizielle Anmutung. Da, wo Gabriela Jolowicz flüchtige Szenen trivialen Alltagslebens in ihrer geradezu manisch-manieristischen Weise ins Holz treibt, überträgt sie den Overflow unserer Zeit in das äußerst analoge Medium des Holzschnittes.
Bei Christiane Baumgartner werden Wahrnehmungsmuster auf die Probe gestellt, wird ein digitales in ein analoges Verfahren übertragen. Die Übersetzung von Geschwindigkeit mit ihrer spezifischen Bewegungsunschärfe in das statische Medium des Holzschnittes, macht den besonderen Reiz ihrer Bilder aus. „Höhere Geschwindigkeit verschafft nicht mehr Zeit [...]“[i], bemerkt die Künstlerin und spricht damit eine im Holz- und Linolschnitt gesuchte Methode der Verlangsamung, Sammlung und Kontemplation an.
Teilnahmegebühr: 12 € (10 € erm.) inkl. Eintritt