Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
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REVISIONS made by the Warlpiri of Central Australia and Patrick Waterhouse
08.12.2023 - 07.04.2024
Ausstellung
Beschreibung
»Als die weißen Entdecker ihre Karten anlegten, zerschnitten sie dieses Land mit willkürlichen Linien und legten Staatsgrenzen fest. Sie wussten nichts von der Vielfalt der Nationen und Tribal People, die dieses Land bewohnen. Sie wussten nicht, dass wir unsere eigenen Geschichten, Songlines, Grenzen und Nationen haben. Alte Tribal Stories überziehen den ganzen Kontinent, Spuren von Totems, die zu verschiedenen Clans und Sprachgruppen des Landes gehören, das sie Australien nannten. «Otto Jungarrayi Sims – (Ehemaliger Vorsitzender von Warlukurlangu Artists)
Kann die Kunst unser Verständnis der Vergangenheit verändern? Können wir die Dokumente, die die Geschichte geprägt haben, revidieren? Wie können Australian First Peoples mit künstlerischen Mitteln die Deutungshoheit zurückgewinnen?
In den vergangenen acht Jahren haben Gruppen von Warlpiri-Künstler*innen in Zentralaustralien in Zusammenarbeit mit dem britischen Künstler Patrick Waterhouse eine Sammlung von Landkarten, Flaggen, Fotografien, Comic-Illustrationen und anderem Archivmaterial überarbeitet. Dadurch sind künstlerische Positionen entstanden, die neue Zugänge zu bisher meist verdeckten oder unbekannten Sichtweisen bieten.
Die bisher größte Ausstellung dieser Arbeit „REVISIONS made by Warlpiri of Central Australia und Patrick Waterhouse“ eröffnet am 8. Dezember 2023 im Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln. Die Ausstellung wurde in den Warlukurlangu Art Centres in Yuendumu und Nyirripi kuratiert. Sie umfasst bereits bekannte Arbeiten wie „Restricted Images“ als auch neue, die sich u. a. direkt mit dem RJM-Archiv befassen, und zeigt erstmals das neue Zwei-Kanal-Video-Kunstwerk „The True Story“.
Trotz Kolonialisierung haben die Warlpiri-(Sprach-)Gruppen ein dauerhaftes philosophisches Weltbild bewahrt, das durch komplexe zeremonielle Traditionen und künstlerische Praktiken geprägt ist. Im Jahr 2014 reiste Patrick Waterhouse zum ersten Mal in das Warlpiri-Gebiet. Er hatte seit 2011 in Zentralaustralien fotografiert und nach und nach Dokumente erworben, die die Kolonialgeschichte Australiens zurückverfolgen lassen. Waterhouse präsentierte diese Fotografien zusammen mit Archivmaterial aus Museen und Auktionshäusern den Mitgliedern der Warlukurlangu Art Centres in den Gemeinden Yuendumu und Nyirippi. Er lud sie ein, die Dokumente mit der traditionellen Technik der Punktmalerei der Warlpiri zu überarbeiten, die von fast der Hälfte der Gemeinde praktiziert wird.
Die Künstler*innen im Alter von 16 bis 90 Jahren trugen auf der Grundlage ihrer eigenen Geschichten und Traditionen Schichten von Mustern und Symbolen auf die Dokumente auf. Dieser Prozess kann als ein Unkenntlichmachen, als Korrektur des Vorhandenen oder als Enthüllung von etwas betrachtet werden, das schon immer unter der Oberfläche verborgen war. Die daraus resultierenden Arbeiten konfrontieren die koloniale Erzählweise Australiens mit seiner indigenen Geschichte, die vor mehr als 50.000 Jahren begann.