LVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte

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Tong Yuanju - Eine Arbeitersiedlung in Chongqing, China
10.03.2017 - 15.10.2017

Ausstellung

Beschreibung

Zwischen roten Backsteinhäusern herrscht geschäftiges Treiben, Einkäufer sind auf dem Weg zum Markt, Nachbarn treffen sich zum Plausch am „Büdchen“, Kinder spielen auf den Siedlungswegen. Solche Szenen könnten in einer der vielen Arbeitersiedlungen des Ruhrgebietes entstanden sein. Aufgenommen wurden sie jedoch rund 8.000 Kilometer entfernt in Tongyuanju in China.

Das LVR-Industriemuseum zeigt ab dem 10. März 2017 in seiner St. Antony-Hütte in Oberhausen Fotografien des Düsseldorfer Fotografen Bernard Langerock, die Leben und Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der traditionellen Arbeitersiedlung Tongyuanju, einem Stadtteil der Riesenmetropole Chongquing am Jangtse, auf eindrucksvolle Weise dokumentieren.

Megacity contra Arbeitersiedlung
Chongqing liegt im Herzen Chinas. Wie viele chinesische Kommunen ist auch Chongqing durch den wirtschaftlichen Aufschwung seit den 1970er Jahren geradezu explodiert und hat sich in eine der typischen Megacitys mit Hochhausskyline, Industriekomplexen und Massenverkehr verwandelt. Bauland ist für diese wachsende Stadt ein rares Gut. Daher wurde die traditionelle Arbeitersiedlung Tongyuanju, die dem aufstrebenden Chongquing im Weg stand, dem Abriss preisgegeben.

Fotoserie und Installation
Der Fotograf Bernard Langerock hat im Rahmen eines Künstleraustausches zwischen den Partnerstädten Düsseldorf und Chongquing die Arbeitersiedlung Tongyuanju im Zeitraum zwischen Dezember 2013 und Juli 2015 – ein Großteil der Bebauung war zu dieser Zeit bereits abgerissen – besucht und eine Fotoserie erstellt. Eine Auswahl von 40 Bildern widmet sich nun in der St. Antony-Hütte dem Niedergang dieses Ortes. Dabei nimmt der Fotograf den Alltag der verbliebenen Bewohner Tongyuanjus in den Blick, zeigt Innenansichten ihrer Wohnungen und architektonische Details wie Muster in Fensterscheiben und Bodenbeläge. Im Rahmen seines Fotoprojektes hat Langerock überdies die Installation „Cut Out Figures“ entworfen. Aus ausgewählten Fotos hat er die abgebildeten Personen herausgeschnitten, die so in ihrer Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes Leerstellen hinterlassen. Mit dieser Aktion möchte Langerock die Bedeutung des Wohnortes für die persönliche Identität des Individuums betonen und verdeutlichen, dass Menschen, die aus ihrem Kontext gerissen werden, zu einer Art Ware werden.

Tongyuanju und Eisenheim
Über Länder- und Zeitgrenzen hinweg lassen sich erstaunliche Parallelen in Architektur und sozialem Lebensraum zwischen der Arbeitersiedlung Tongyuanju und Eisenheim, der ältesten Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet, erkennen. Eisenheim wurde ab 1846 als Wohnsiedlung für Arbeiter vom einstigen schwerindustriellen Industriekonzern Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen gegründet. Die staatlichen Betriebe der Metallindustrie in Chongquing stellten ihren Arbeitern Wohnraum in Tongyuanju zur Verfügung. Seit 2000 war der Abriss der Werkswohnungen in Tongyuanju entschieden und die Neubebauung schritt stetig voran. Die Siedlung Eisenheim hingegen, die in den 1970er Jahren ebenfalls neuesten städtebaulichen Entwicklungen weichen und Platz für Hochhäuser schaffen sollte, konnte durch den engagierten Protest ihrer Bewohnerinnen und Bewohner vor dem Abbruch gerettet werden. Die Siedlung blieb unangetastet, Mängel wurden beseitigt. Eisenheim wurde zu einem der ersten Meilensteine der Industriedenkmalpflege im Ruhrgebiet und darüber hinaus.

Das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr der Universität Duisburg-Essen ist Kooperationspartner der Ausstellung.

Link zur Ausstellung:

www.industriemuseum.lvr.de

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