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Trisha Donnelly: Wolfgang-Hahn-Preis 2017
24.06.2017 - 24.09.2017
Ausstellung
Beschreibung
Preisverleihung: Montag, 24. April 2017, 18:30 UhrDie Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig verleiht den Wolfgang-Hahn-Preis 2017 an Trisha Donnelly. Mit dem seit 23 Jahren jährlich vergebenen Preis ehrt der Förderverein das außergewöhnliche Oeuvre der 1974 in San Francisco, Kalifornien, geborenen und mittlerweile in New York lebenden Künstlerin.
Der Preis sieht den Erwerb eines Werks oder einer Werkgruppe der Künstlerin für die Sammlung des Museum Ludwig vor. Im Rahmen einer Präsentation im Museum Ludwig wird Trisha Donnellys Werk zu sehen sein. Anlässlich der Preisverleihung erscheint eine Publikation.
Die Jury für den Wolfgang-Hahn-Preis 2017 bestand aus der diesjährigen Gastjurorin Suzanne Cotter, Direktorin des Museum Serralves für zeitgenössische Kunst in Porto; Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig; Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst; Gabriele Bierbaum, Sabine DuMont Schütte, Jörg Engels und Robert Müller-Grünow als Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst, zur Entscheidung: „Die Jury war von Trisha Donnellys vielfältigem, widerständigem Werk begeistert. Mit Skulptur, Zeichnung, Performance, Film und Foto schafft sie Arbeiten, die uns als BetrachterInnen in ganz andere Wahrnehmungssphären einführen. Ihre Konsequenz, ihr radikaler Umgang mit Fragen beispielsweise der Ästhetik oder der Rezeption waren ein wichtiger Grund, Trisha Donnelly mit dem Wolfgang-Hahn-Preis zu ehren. Dies ist ganz im Sinne Wolfgang Hahns, der in der Avantgarde die Verbindung zwischen Leben und Kunst sah.“
Suzanne Cotter, Direktorin des Museum Serralves für zeitgenössische Kunst in Porto, zur Wahl: „Wenige Auszeichnungen für zeitgenössische Kunst inspirieren so wie der Wolfgang-Hahn-Preis Köln. Es ist eine große Freude, dass er in diesem Jahr an Trisha Donnelly geht. Trisha Donnelly gehört zu den überzeugendsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Ihr Werk ermöglicht es, Form völlig neu zu erfahren und zu durchdenken. Es ist mitreißend auf seine zugleich synästhetische und verstörende Weise. Diese Künstlerin widersetzt sich entschieden der leichten Konsumierbarkeit einer gezügelten und letztlich kontrollierten Kunst. Gerade die außerordentliche Großzügigkeit ihres Werks, das das Visuelle – insbesondere das Fotografische – ebenso einbezieht wie das Gesprochene, das Hörbare und das Körperliche, besitzt etwas Elektrisierendes.“
Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig: „Für uns als Institution mit der Aufgabe, zeitgenössische Kunst zu sammeln, ist die Verleihung des Preises an Trisha Donnelly eine hervorragende Nachricht. Ich verfolge Trishas Werk seit Jahren intensiv, sie führt die Fragestellung, an der Künstlerinnen und Künstler seit jeher arbeiten – nämlich, was ein Kunstwerk überhaupt ausmacht – in die Zukunft. Ihre Unabhängigkeit und Resistenz gegenüber jeder Form der Vereinnahmung sind genauso Merkmale ihrer Arbeiten wie ihre Fähigkeit, sich sehr konkret auf jeden Ausstellungsort und -kontext einzulassen, um dann alles auf den Kopf zu stellen, jeglichen Bedeutungszusammenhang auszuhebeln, den Betrachter unmittelbar anzusprechen. Der Wolfgang-Hahn-Preis setzt damit einmal mehr Maßstäbe, indem er eine künstlerische Position auszeichnet, die außergewöhnlich und zukunftsweisend ist.“
BAUWENS und Ebner Stolz als zwei in Köln ansässige Unternehmen setzen im Jahr 2017 zudem ihre langfristige Unterstützung der Preisverleihung, der Präsentation im Museum Ludwig sowie der Publikation des Wolfgang-Hahn-Preises fort. 2016 konnten beide Unternehmen dafür gewonnen werden, den Wolfgang-Hahn-Preis für mindestens drei Jahre großzügig zu fördern.
Über Trisha Donnelly
Trisha Donnelly wurde 1974 in San Francisco, Kalifornien, geboren. Sie schloss 1995 den Bachelor of Fine Arts an der University of California, 2000 den Master of Fine Arts an der Yale University School of Art ab. Seit 1999 nimmt sie an Ausstellungen teil; institutionelle Einzelausstellungen hatte sie in den vergangenen Jahren in der Villa Serralves in Porto (2016), in der Serpentine Gallery in London (2014), im San Francisco MoMA (2013), im Portikus, Frankfurt (2010), im Museo d’Arte Moderna di Bologna (2009), in der Renaissance Society der University of Chicago und im Institute of Contemporary Art in Philadelphia (beide 2008) sowie im Modern Art Oxford (2007) und der Kunsthalle Zürich (2005). In den letzten zehn Jahren war sie in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, u.a bei der 54. als auch 55. Biennale von Venedig (2011 und 2013), bei der dOCUMENTA (13) (2012), in The Quick and the Dead im Walker Art Center (2009) und bei Il Tempo del Postino (2009 in Basel, 2007 in Manchester). In Deutschland hatte Donnelly ihre erste institutionelle Einzelausstellung im Jahr 2005 im Kölnischen Kunstverein im Rahmen des an sie in 2004 verliehenen Central-Kunstpreises. 2015 zeigte die Julia Stoschek Collection Trisha Donnellys Arbeiten als Ausstellung Number Ten. Frühe Ausstellungen fanden u.a. bei ihrer Galerie Air de Paris in Paris, bei der Galerie Eva Presenhuber, Zürich, sowie bei Casey Kaplan in New York statt. Dort erregte sie im Jahr 2002 Aufsehen mit ihrer Perfomance, als sie als Kurier Napoleons verkleidet auf einem Pferd bis vor Casey Kaplans Galerie ritt und eine mysteriöse Botschaft verlas. Eine Aktion, die sich in 2005 insofern im Kölnischen Kunstverein wiederholte, als dass ein schwarzes Pferd durch den Ausstellungssaal geführt worden sein soll – ein Ereignis, dessen Faktizität die Künstlerin gerne offen lässt.
Dieses Spiel mit dem Unbekannten und die Herstellung von Situationen, in denen die Betrachterin oder der Betrachter komplett auf die eigene individuelle Wahrnehmung ohne Referenzrahmen zurückgeworfen ist, zählt vielleicht zu einem der wichtigsten Merkmale von Trisha Donnellys Arbeit. Eine Annäherung an ihre zum Teil auch immateriellen Arbeiten kann daher letztlich nur geschehen, wenn man ihnen begegnet. Donnellys Vermeidung von Öffentlichkeit, von erklärenden Texten oder von namensgebenden Titeln weist auf eine Strategie hin, die sich dem Event- und Spektakel-Orientiertem entzieht. Es ist eher das Unerklärliche, gerüchteweise Erfahrene oder Erlebte, das Donnelly in ihren Arbeiten erfahrbar zu machen versucht. In einem Interview mit Cathrin Lorch im Jahr 2005 (Kunstbulletin September 2005) erwähnte Donnelly einmal, dass sie versuche, die Dinge zu kondensieren. Jede Arbeit entstehe in einem Versuch, sie suche jeweils nach Mustern, die eine „mentale Skulptur“ begründeten. Neben dem bereits erwähnten Central-Kunstpreis erhielt Donnelly 2010 den Rob Pruitt´s Art Award sowie den Prix de la Fondation Luma in Arles, im Jahr 2011 den 10. Preis der Sharjah Biennale sowie 2012 den Internationalen Faber-Castell Preis für Zeichnung. 2011 war sie unter den Finalisten für den Hugo Boss Prize 2012, vergeben von der Solomon R. Guggenheim Foundation.
Über den Wolfgang-Hahn-Preis
Wolfgang Hahn (1924-1987) war Gründungs- und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig. Der passionierte Sammler, der beruflich als Gemälde- und Chefrestaurator am Wallraf-Richartz-Museum / Museum Ludwig tätig war, begann in den 1950er Jahren, sich mit der aktuellen Kunst auseinanderzusetzen und eine Sammlung aufzubauen. Diese erweiterte er in den 1960er Jahren dann mit Objekten von Künstlern der europäischen Fluxus- und Happeningbewegung sowie des Nouveau Réalisme. „Die bohrende Frage der sechziger Jahre nach dem Verhältnis von Kunst und Leben hat Hahn sich nicht von außen gestellt, sondern aus seiner Attitüde zur Kunst heraus selbst entwickelt. Hahn lebte mit Kunst und Künstlern, ohne sich selbst von der bürgerlichen Realität zu entfernen, in der er mit beiden Beinen stand. Kunst wurde nicht zum Objekt herabgewürdigt, sondern als Teil seines Lebens mit ausdauernder Energie erfasst. Die Beschäftigung mit Kunst war das Gegenteil von Ästhetizismus; im eigentlichen Sinne diente sie ihm, der sich mit ihr umgab, als Vehikel der Welterfahrung“, so Siegfried Gohr, Gründungsdirektor des Museum Ludwig, über Wolfgang Hahn im Jahr 1997.
Dieser Haltung verpflichtete sich die Gesellschaft für Moderne Kunst, als sie 1994 ihren Preis für zeitgenössische Kunst nach Wolfgang Hahn benannte. Heute beträgt der Etat des Preises maximal 100.000 Euro und soll vorrangig Künstlerinnen und Künstler ehren, die sich in der Kunstwelt durch ein international anerkanntes Oeuvre einen Namen gemacht haben, aber noch nicht die ihnen zukommende Aufmerksamkeit, vor allem in Deutschland, gefunden haben. Mit dem Preis verbunden ist eine vom Museum Ludwig organisierte Ausstellung mit Arbeiten der Preisträgerin oder des Preisträgers, insbesondere des zu erwerbenden Werks / der zu erwerbenden Werkgruppe, sowie die Herausgabe einer begleitenden Publikation.